L:
Doug, Korruption ist ein Grund warum sich die Ägypter über ihre Herrscher, die sie gerade vor die Tür setzen, beklagen.
Dasselbe geschieht in Tunesien. Es scheint, daß Korruption der Regierung die Bürger am meisten nervt - mehr als Geheimpolizei
und Mangel an Freiheit. Das bestätigt Deine Befürchtung, daß die Amtsenthebung der alten Führer nur zu neuen Machthabern führt,
die kein bißchen besser sind; aus diesem Grund wollen diese Völker weniger ihre Regierung loswerden als daß sie ihre
Hausaufgaben macht. Und doch habe ich dich sagen gehört, daß man sich mit Korruption anfreunden kann. Würdest Du uns bitte
erklären, was Du damit meinst ?
D:
Gewiß doch. Wie immer müssen wir mit einer Definition anfangen. Das ist entscheidend, weil die Leute Begriffe wie Korruption in
einer verschwommenen Art und Weise benutzen, die klares Denken verhindert. Wenn Du nicht in der Lage bist, klar zu machen, was
ein Wort bedeutet, kannst Du buchstäblich nicht wissen, worüber Du redest. Das ist ein Grund, warum es so eine entmutigende
Zeitverschwendung ist, Berichterstattern wie Hannity, Beck und O'Reilly zuzuhören. Diese Leute hören nicht auf damit, Konzepte zu
vermischen - wie die Idee Amerika mit der Wirklichkeit der USA, oder die Kapitalismus und Faschismus in einen Topf werfen, oder
Krieg und Verteidigung.- aus dem einfachen Grund, daß genaue Definitionen oft gefühlsgeladener Rhetorik im Weg stehen.
L:
Mein Webster's(Wörterbuch) sagt Korruption ist:
A. Schwächung von Aufrichtigkeit, Tugend oder eines moralischen Prinzips; Verderbtheit
B. Verfall, Zersetzung
C. Anreiz zum Falschen durch mißbräuchliche oder ungesetzliche Mittel (Bestechung)
D. Abweichen vom Original oder vom Unverfälschten und Richtigen
D:
Ja, ich habe auch nachgeschaut und festgestellt, daß diese Definitionen soweit richtig sind. Aber sie treffen nicht ins Schwarze, ins Herz
dessen, was Korruption ist, und warum Leute sie hassen - selbst dann, wenn sie oft notwendig ist. Eine sinnvollere Definition - vor allem
wenn es um politische Korruption geht - ist Vertrauensbruch wegen persönlicher Bereicherung.
L:
Hmm... Ja das leuchtet mir ein. Korruption ist nicht nur Bestechung von Beamten, obwohl das der anfängliche Rahmen unserer Diskussion war.
Es geht um mehr, und die Perspektive "persönliche Bereicherung" ist wichtig.
D:
Natürlich. Korruption kann man innerhalb von Firmen finden, wenn Geschäftsführer der persönlichen Bereicherung wegen ihre Verpflichtung gegenüber
den Aktionären verletzen. Oder in Kirchen, wenn Priester leichtsinnig die Naivität von ihnen anvertrauten Jugendlichen mißbrauchen.
Selbst ein Elternteil kann korrupt sein, wenn er Geld, das für sein Kind gespart wird, zur Finanzierung eines aufwendigen Lebensstils verschwendet.
Aber diese Arten von Korruption rühren von persönlicher Schwäche und Laster her. Sie sind schrecklich - aber Korruption in Regierungen ist viel
schlimmer.
Nur die Regierung kann dir ihren Willen durch Gesetz aufzwingen, und dem mit Waffen Nachdruck verleihen. Bei anderen Quellen von Korruption kann
man - zumindest theoretisch - zwecks Abhilfe die Regierung einschalten. Ist aber die Regierung selbst korrupt, fällt es schwer, die rechte Hand des
Staates dazu zu bewegen, seine linke Hand abzuhacken. Nicht nur das, sondern die Regierung - zum Teil, weil ihr Wesenskern Gewalt ist - brütet
Korruption aus und bündelt sie. Wenn ein Unternehmen oder eine Religionsgemeinschaft korrupt ist, kann man sie verlassen. Staatsangehörige hingegen
sind an ihre Regierung gekettet - und sie werden wahrscheinlich zähneknirschend weiterhin Steuern zahlen ungeachtet ihrer Gefühle gegenüber der
Regierung. Eine Diskurs über Korruption ist notwendigerweise eine Betrachtung der Regierung als Institution.
L:
Weil Regierungsbeamte die Macht haben, Geldvermögen zu machen oder zu zerstören. Und das erzeugt unter denen, die Staatsmacht erhalten den Anreiz
sie zu ihrem Vorteil zu nutzen.
D:
Wie Tacitus im zweiten Jahrhundert nach Christus sagte: "Je korrupter der Staat, desto zahlreicher die Gesetze."
Es ist völlig vorhersehbar, daß immer mehr Korruption aufkommt, je mehr die Regierungen der Welt - und ich meine alle ohne Ausnahme -
auf die gegenwärtige Krise mit einem sich beschleunigenden Ansturm neuer Gesetze antworten.
Tacitus hatte recht. Allerdings hätte er genauso gut sagen können: "Je zahlreicher die Gesetze, umso korrupter der Staat,"
da jede Menge Gesetze jede Menge Korruption erzeugt. Mit anderen Worten Korruption, ist nicht das Problem.
Der Staat und seine Gesetze sind das Problem, für das Korruption eine unappetitliche und unschöne - aber leider unumgängliche -Lösung ist.
Gesetze bringen Korruption hervor und Korruption erzeugt Gesetze.
Jedesmal wenn eine Legislative zusammenkommt, werden mehr und mehr Gesetze verabschiedet.
Das ist alles, was sie tun - den ganzen Tag lang. Deshalb wächst das Volumen der Gesetze und der begleitenden administrativen
Regulierungen und Verfahren, sie durchzusetzen, beständig - auf der ganzen Welt. Gesetzgebene Körperschaften sind abscheuliche
und gefährliche Einrichtungen, die das Schlimmste in den Leuten zum Vorschein bringen, die dazu gehören.
Gesetze und Regulierungen sind wie Seepocken auf dem Rumpf eines Schiffs. Sie wachsen und wachsen, lassen es immer schwerer
und langsamer werden. Wenn man sie nicht periodisch abkratzt, gefährden sie das ganze Schiff.
L:
Tacitus sagte ebenso: "Der Wunsch nach Sicherheit steht jedem großartigen und edlen Vorhaben im Weg. Egal wie oft ich es erlebe,
jedesmal bin ich verblüfft darüber wie die Dinge umso mehr gleich bleiben je mehr sie sich ändern. Das ist wirklich nur eine andere Art
zu sagen, daß es so etwas wie die menschliche Natur gibt.
Auf jeden Fall wird es nicht allen unseren Lesern einsichtig sein, warum Korruption das Ergebnis ausufernder Gesetzgebung sein soll.
Betrachten wir das Internet: es deutet Zensur als schädlich und umgeht sie automatisch. Der Markt interpretiert Ausführungsvorschriften
der Regierung als Behinderung und sucht nach Möglichkeiten sie zu umgehen.(Private Vorschriften dagegen fördern den Handel, zum Beispiel
wenn elektronische Artikel das amtliche Test-und Sicherheitssiegel haben.) Die ungebremste Wucherung von Gesetzen vergrößert die Motivation,
sie zu umgehen, und das Umgehen von Gesetzen ist in diesem Kontext nichts anderes als Korruption.
D:
Exakt meine Gedanken. Ein Gesetz wird verabschiedet weil es jetzt eine gute Idee zu sein scheint, zumindest für eine Gruppe von Leuten,
die es befürworten -Gesetze gegen Pornographie zum Beispiel. Aber sie scheinen keinen Anklang zu finden bei Leuten, die auf Pornographie stehen
oder selbst bei ganz normalen Leuten heutzutage, die nicht daran glauben, daß Sexualität an sich verwerflich sei. Unterdessen sind die Leute,
deren Vorlieben gerade als illegal erklärt wurden, nicht bereit, ihre Einstellungen und Gewohnheiten zu ändern nur weil die Regierung ein Gesetz
verabschiedet hat. Aus diesem Grund suchen sie Mittel und Wege, das Gesetz zu umgehen.
Verbraucher werden dann zu Klein-Kriminellen und Händler zu "organisiertem Verbrechen". Was macht organisiertes Verbrechen?
Im allgemeinen versuchen sie die Leute, die die Einhaltung des Gesetzes überwachen, zu bestechen: die Polizei, Staatsanwälte, Richter,
Prüfer, Politiker usw. Das ist ein Grund, warum Sittenpolizei zusammen mit Drogenfahndern berüchtigt dafür sind,
die korruptesten Teile der Polizei zu sein.
L:
Was ist mit Anti-Korruptionsgesetzen?
D:
Buchstäblichen dumm, meint hier unwissentlich selbstzerstörerisch. Die dafür notwendigen Gesetze bewirken gerade das Gegenteil von dem,
was beachsichtigt war. Das Verschärfen der Gesetze führt nur zum Anwachsen der notwendigen Bestechung, was noch schlimmere Korruption
zur Folge hat. Wie alles, was die Regierungen tun, ist es nicht nur das Falsche, was getan wird, sondern das genaue Gegenteil vom Richtigen.
L:
Also das Zusammenstreichen von Gesetzen und Ausführungsvorschriften.
D:
Du sagst es. Der einzige Weg, um amtliche Korruption zu bekämpfen ist, das Ausmaß rechtmäßiger Kontrolle von Beamten zu verringern,
insbesondere ihre regulatorische Macht über die Wirtschaft. Gäbe es bei der Regierung keine Behörden, Aufseher, Prüfer, Gutachter, Auditoren
und so weiter bis zum Erbrechen, gäbe es bei Unternehmen und Verbrauchern auch keinen Anlaß, sie zu bestechen damit sie einen unbehelligt lassen.
L:
Jetzt stelle ich mir vor, wie bestimmte Leute entsetzt aufschreien, "Das wäre Anarchie!" Ich weiß deine Antwort darauf ist: "Gut so!"
Aber um diese Unterhaltung ein bißchen aufbauender zu gestalten, wollen wir die Leute daran erinnern, daß gesetzliche Einmischung
durch die Regierung nicht die einzige Art von Einmischung ist, die es gibt, und daß sie im Hinblick auf alle Kräfte, die im Markt wirken,
fast sicher die am wenigsten effiziente ist und sehr wahrscheinlich unbeabsichtigte Folgen auslöst.
D:
Ja. Es gibt viele Kräfte im Markt, die das Geschäftsgebaren regeln - und weiter gefaßt, kulturelle Kräfte, die das Zusammenspiel der Leute steuern.
Der gute Ruf ist eine machtvolle Komponente im Markt, Genauso Wettbewerb. Und ebenso Haftpflicht - sie ist ein mächtiger negativer Anreiz
...
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